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Wehret den Anfängen!

Pressemeldung

Gedanken an meine Heimat und an alle Menschen, denen Gleiches widerfahren ist oder droht.

13. Februar 1945

Feuer aus Stahl und Phosphor.
Brennende Häuser, brennende Kinder, Frauen, Männer.
Zig-Tausende. Dieses Kriegsverbrechen blieb ungesühnt.

Nun finden sich „Experten“, die es tatsächlich tun, in bürokratischer Manier vergangener Zeiten, Tote aufzulisten, Neuermittlungen vorzunehmen und das ungeheure Leid der Menschen in der geschundenen Stadt zu relativieren. Sie gehen so weit, dass sie die Berichte der Zeitzeugen, zwei Monate vor und zum Kriegsende als Propaganda diffamieren.

Nun gibt es Zugewanderte in die Stadt an der Elbe, die den Opfern die Schuld geben.
Wie tief muss man gesunken sein, um das zu tun. Wie wenig Bildung muss man erfahren haben, um das zu glauben.

Wir Dresdener, wir haben es erfahren:
Erst brennen Worte, dann Fahnen, dann Bücher, dann Menschen.

Wehret den Anfängen!
Aber ist der Anfang, der Neuanfang, nicht schon Vergangenheit?

Wir sollten alle in Sorge sein, in großer Sorge!
Was war das was war, gegen das, was sein kann?

Morgen ist für alle Dresdner ein besonderer Tag. Wir sollten ihn im Gedenken an alle im zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Menschen und als Mahnung für künftige Generationen würdevoll begehen und an die Worte des klugen Berthold Brecht denken:

"Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden."

Es ist 84 Jahre her, wir können kurz vor dem erneuten Inferno stehen.
Sind die, die aus 1945 etwas gelernt haben, feige, verschwunden, zum Schweigen gebracht?

Wir alle sollten zeigen, dass es nicht so ist, dass wir nur ein lebenswertes Leben kennen, das Leben im Frieden.

Noch eine Mahnung von Brecht - sie war einmal Schulstoff. Und heute? Gibt es noch Lehrer, die diese Parabel lehren, lehren wollen, lehren dürfen?

„Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“

Ich bitte Sie alle, halten Sie morgen einen Moment inne, denken Sie an die Opfer - damals und heute. Denken Sie daran, wofür unser Verband vor über 100 Jahren gegründet wurde: „Nie wieder Krieg!“

Ihr 

Dr. med. Helmhold Seidlein
SoVD Landesvorsitzender Mecklenburg-Vorpommern