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Viele sorgen sich um die Zukunft der Pflege

Der DAK-Pflegereport zeigt: Menschen wollen ein verlässliches Pflegesystem, das sie finanziell nicht überlastet.

Eine Pflegekraft umarmt eine ältere Frau in einer Wohnung.
Gut umsorgt im Alter, am besten in den eigenen vier Wänden. Diesen Wunsch haben viele, doch an der Umsetzung gibt es Zweifel. Foto: pikselstock / Adobe Stock

Drei Jahrzehnte nach Einführung der sozialen Pflegeversicherung schwindet das Vertrauen in die Stabilität des deutschen Pflegesystems. Laut dem aktuellen Pflegereport der DAK-Gesundheit, für den das Institut für Demoskopie Allensbach über 4.400 Menschen befragt hat, bewerten fast zwei Drittel der Bürger*innen die Pflegeversorgung in Deutschland als „nicht gut“ oder „gar nicht gut“. Knapp die Hälfte rechnet mit einer weiteren Verschlechterung in den kommenden zehn Jahren.

Finanzierung als größtes Problem

Zentrales Thema bleibt die Finanzierung: Etwa drei Viertel der Befragten halten die Pflegeversicherung für nicht ausreichend gesichert. 70 Prozent sehen die hohen Kosten für Pflegebedürftige und ihre Familien als dringendstes Problem. Knapp zwei Drittel befürchten, im Pflegefall finanziell überfordert zu sein, und 83 Prozent empfinden es als ungerecht, trotz jahrelanger Beitragszahlungen nicht ausreichend abgesichert zu sein.

Die große Mehrheit fordert Reformen: 87 Prozent wünschen sich, dass Pflege für alle Menschen bezahlbar bleibt, 79 Prozent erwarten eine langfristige Sicherung der Finanzierung. Eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung lehnen dagegen fast 80 Prozent ab. Stattdessen sprechen sich etwas mehr als die Hälfte für staatliche Zuschüsse und 47 Prozent für höhere Beiträge von Gutverdienenden aus.

Sorgen um Versorgung und Gerechtigkeit

Neben der finanziellen Unsicherheit wächst auch die Sorge um eine verlässliche Versorgung. Circa zwei Drittel Prozent zweifeln, im Pflegefall in ihrer Region ausreichend Unterstützung zu finden. Der Personalmangel wird dabei fast ebenso häufig als Problem genannt wie die Kosten. Für viele Menschen ist Pflege längst ein persönliches Thema: Jede*r Zweite hat Angehörige, Freunde oder Nachbarn, die gepflegt werden oder wurden.

Meinungsforscherin Prof. Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach spricht von einem „Nahthema“ für die Gesellschaft: „16,6 Millionen Menschen kümmern sich um Pflegebedürftige. Ohne diese privaten Strukturen würde das System zusammenbrechen.“

Forderung nach nachhaltiger Reform

Der Pflegereport erscheint kurz nach dem Zwischenbericht der Bund-Länder-Kommission „Zukunftspakt Pflege“. Ein abschließender Bericht mit Empfehlungen an die Politik steht noch aus. 

Auch der SoVD begleitet die Debatte um die Zukunft eng. Der Verband setzt sich für ein gut ausgestattetes, solidarisches Pflegesystem ein. Im Oktober veröffentlichte das „Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung“ eine Umfrage mit ähnlichen Ergebnissen. Demnach Demnach sprechen sich 65 Prozent der Befragten für den Ausbau der gesetzlichen Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung aus, die sämtliche Pflegekosten übernimmt. Nicht einmal jede*r Fünfte bevorzugt dagegen eine verpflichtende private Zusatzversicherung, wie sie derzeit in der Politik diskutiert wird.