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Wofür und warum?

Pressemeldung

Am 24.Februar 2022, also vor einem halben Jahr, begann mitten in Europa eine kriegerische Auseinandersetzung zweier Brudervölker.

Da ereignete sich Unvorstellbares, was seitdem Völker, Familien, Freunde auseinander, aber auch zusammentreibt. Nach von Clausewitz ist der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mittel. Die UN-Charta, die Verfassungen der europäischen Länder und das deutsche Grundgesetz verbieten aber solche Gewaltpolitik. Aus den Lehren der beiden verheerenden Weltkriege heraus wurden, so glaubte man, Sicherheitssysteme geschaffen, die aufgrund von Informationsaustausch einen Überraschungsangriff ausschlossen. Es wurden enge und sehr enge Verknüpfungen zwischen den Volkswirtschaften rund um den Erdball, auf kulturellem und auf sportlichem Gebiet geknüpft. Große Programme, wie Erasmus, sorgten für ein Kennenlernen junger Menschen. Die Idee war, wer miteinander lebt, der führt keinen Krieg gegeneinander. Wer miteinander zum gegenseitigen Vorteil handelt, der zerstört nicht die Basis des Erfolges. Globalisierung war das große Wort. Es konnte und kann nicht genug erklärt werden, dass nur in einem Miteinander zum gegenseitigen Vorteil die globalen Herausforderungen einer Lösung nahegebracht werden können: Klima, Hunger, Gesundheit, Übervölkerung.

Drei Nachkriegsgenerationen habe sich in Deutschland und in vielen Ländern seit 1945 für diese Ziele engagiert. Sie haben dafür gekämpft und gelitten.

Auch dies gehört zu den erschreckenden Erkenntnissen: drei Generationen friedensbewegt werden an einem Tag vergessen und der Kriegsgott regiert. Allen, die die Mechanismen der Weltgeschichte bisher nicht verstanden hatten, fiel es wie Schuppen von den Augen. Es dauerte nur wenige Tage, bis eine für den Frieden lebende Generation den Krieg als notwendig erachtete und sich darin gefiel, alles daran zu setzen, um auch unser Heimatland in die Auseinandersetzungen mit hineinzuziehen. Nur wenige Tage mehr dauerte es, bis als Hoffnungsträger für eine friedliche Welt angesehene Frauen und Männer zu glühenden Verfechtern von Waffengängen wurden und vergaßen, dass sie angetreten waren, Armut zu beseitigen, ein solidarisches Miteinander zu befördern und nun stattdessen den Reichtum des Volkes in Kriegsgerät stecken, statt die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen.  Die vor kurzer Zeit die Meinung vertraten, Waffen schaffen keinen Frieden, die haben nun keine Scheu, selbst den Besitz und den Einsatz von Atomwaffen für gut zu heißen.

Ein halbes Jahr Krieg, Millionen Vertriebene, Millionen Hungernde, Frierende, ohne Hoffnung Sterbende. Zerstörung von Volkswirtschaften und Zerstampfen der europäischen Idee. Eine schreckliche Zwischenbilanz ist zu ziehen. Es bleibt offen, wie die Bilanz in vier Monaten zum Weihnachtsfest aussehen wird. Werden wir das feiern können, in dieser Zeit, in der Waffen gesegnet werden? Welcher Gott kann das wollen?

Die Bilanz wird schrecklich sein, wenn es nicht gelingt, die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Das muss gewollt werden. Da müssen Geist und Kraft investiert werden. Einhundert Milliarden Diplomatie-Euro statt 100 Milliarden Panzer-Euro! Wer wird in der Lage sein, die sich nunmehr schon selbst fütternde Kriegsmaschinerie zu bändigen und die weißen Tauben fliegen zu lassen in dieser Zeit, da es schon Mut verlangt, sich für den Frieden einzusetzen.
 

Dr. med. Helmhold Seidlein
SoVD - Landesvorsitzender Mecklenburg-Vorpommern