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Tag der Arbeit

Aktuelles

Wenn Freiheit die Einsicht in die Notwendigkeit allgemein ist, so ist sie es im Besonderen in die Notwendigkeit der Arbeit. Arbeit als schöpferisches Tun für sich und andere schafft im Ergebnis Freiräume für ein selbstbestimmtes Leben. Somit ist Freiheit nicht unabhängig von Arbeit, sondern als Ergebnis von Arbeit zu sehen.

Die Evolution hat durch die Entwicklung des Gehirns und des aufrechten Ganges mit Freiwerden der Arme für manuelle Tätigkeiten die Voraussetzungen geschaffen. Die Arbeitsteilung und die Steigerung der Produktivität führten zur Möglichkeit, Bedürfnisse zu befriedigen, die natürlich waren aber auch von solchen, wie künstlerisches Gestalten, Sport usw.

Es ist richtig, einen Tag im Jahr der Arbeit selbst zu widmen. In diesem Jahr stellt sich die Frage nach Sinn und Nutzen der Arbeit noch einmal viel deutlicher: Krieg vernichtet Ergebnisse von Arbeit und auch die Arbeit selbst. Krieg und Arbeit gehören nicht zusammen, sie schließen sich aus. Arbeit kann nur im Frieden gedeihen. Das Ehren der Arbeit ist Widerstand gegen Krieg.

Arbeit ist ein hohes Gut. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind derzeit so, dass die Arbeit Wenigen gehört. Die Meisten müssen sie erwerben durch den Verkauf der Ware Arbeitskraft, ihrer Arbeitskraft. Um den Preis der Ware Arbeitskraft wird gestritten, mit ihm wird spekuliert. Der Wert darf nicht geringer sein als für das Leben des Einzelnen, seiner Familie und der gesellschaftlichen Reproduktion notwendig ist. Wieviel der Besitzer der Arbeit, der Produktionsmittel, bereit ist, von seinem erzielten Mehrwert dafür abzugeben, ist Inhalt ständiger Auseinandersetzungen. Auch wir als Sozialverband Deutschland - SoVD engagieren uns dabei, weil wir wollen, dass alle Bedürfnisse des Menschen erfüllbar sind, nicht nur die gesellschaftliche Reproduktion, sondern auch Bildung, Kultur, Daseinsfürsorge usw.

Seit einigen Jahren ist ein Verfall des Wertes der Arbeit im gesellschaftlichen Bewusstsein festzustellen. Die Diskussion um gute oder schlechte Arbeit trägt dazu bei. Bedingungsloses Grundeinkommen, also soziale Sicherung ohne eigene Gegenleistung, wird gefordert. Ökonomen sagen Erschöpfung von für Arbeit verwertbaren Grundstoffen, Bodenschätzen, Ackerland, Wasser Energie voraus. Freizeitfetischisten fabulieren von Vier-Tage-Woche und nachgeholten Sonntagsfeiertagen, und Utopisten sehen die sogenannte künstliche Intelligenz als Problemlöser. Der Mensch ist dann nur Konsument. Aber immer noch ist die Praxis das Kriterium der Wahrheit, und die Wahrheit ist: Ohne Arbeit ist der Mensch kein Mensch.

Ehren wir also am 1. Mai die Arbeit und damit uns Menschen selbst.

 

Dr. med. Helmhold Seidlein
SoVD -Landesvorsitzender Mecklenburg - Vorpommern